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🇨🇱 Auszeit 2022 - Osterinsel, Rapa Nui

7. November 2022 - Ein Ausflug in die Südsee

Heute reise ich für vier Tage nach Rapa Nui. Eigentlich sollten es acht Tage sein, aber nach meiner verspäteten Ankunft aus Neuseeland musste ich umbuchen und leider gab es keine anderen Flugzeiten mehr. Ich werde das Beste draus machen.

Meine Ankunft auf dem winzigen Flughafen Mataveri ist pünktlich und Claudio heißt mich traditionell mit einem Lei herzlich willkommen. So ist es üblich in der Südsee. Die Blumen um meinem Hals duften, die Sonne scheint warm vom blauen Himmel und alles ist etwas chaotisch. Auch meine Freude! Eine Gefühlsmischung aus „endlich“ und „unfassbar“ übernimmt gerade alle Sinne, ich kann mir nichts Schöneres in diesem Moment vorstellen, als hier auf Rapa Nui zu sein. Ich werfe meine Tasche auf die Ladefläche von Claudios uraltem Pick-up, wir fahren los. Downtown Hanga Roa ist eine kleine rumpelige Straße, bunte Läden mit allem möglichen Kram säumen die Straße, bunte Blüten leuchten überall. Hibiskus, Plumeria, Korallenbaum, Engelstrompete sind die wenigen, die ich kenne. Keine zehn Minuten brauchen wir, dann bin ich in meiner Hütte mit kleiner Terrasse direkt am Meer. Erst mal hinsetzen und gucken.

Da bin ich nun an einem Ort auf dieser Welt, den ich nie zu erreichen glaubte. Rapa Nui, la Isla de Pascua oder auf Deutsch die Osterinsel. Keine Insel der Welt ist weiter vom nächsten Land entfernt und kaum eine Insel ist rätselhafter als dieses Eiland. Man mag kaum glauben, dass vermutlich schon vor über tausend Jahren Menschen hier siedelten. Und nicht nur siedelten, sondern sie schufen mit hunderten von Moai Monumente für das, was der Mensch in seinem begrenzten Zeithorizont die Ewigkeit nennt.

Ich mache mich auf und nutze den Nachmittag für einen ersten Spaziergang und die erste Begegnung mit den rätselhaften Steinskulpturen, den Moai. Es gibt über achthundert auf der ganzen Insel, die schönsten können nur mit offiziellen Guides besucht werden. Das mache ich dann in den nächsten Tagen.

Der Ahu Tahai starrt steinern. Einschüchternd, ja fast bedrohlich wirkt er bei der ersten Begegnung auf mich, mit seinen großen weißen Augen und der Iris aus Obsidian. Das Haar aus Lavagestein sieht aus wie ein Hut und verleiht ihm Autorität. Er ist wider den ersten Eindruck friedlich, stoisch und unerreichbar. Wie ein Wächter der Insel blickt er landeinwärts als hätte er die Aufgabe, die Menschen und die Insel zu beschützen.

Ein Stück weiter an der Küste fünf große Moai, der sechste fehlt, der mittlere hat nur noch einen halben Kopf. Ich würde so gerne wissen, wie sie heißen, wer sie sind und warum genau sie hier stehen zusammen mit so vielen anderen. Ganz genau ist das nicht bekannt, ein paar sehr gute, plausible Theorien gibt es zwar, aber tatsächlich belegt ist nichts, da es keine entschlüsselte Schrift auf Rapa Nui gibt und damit keine validen Überlieferungen. Damit finde ich mich wohl oder übel ab und bei längerer Betrachtung der Kolosse wird mir das dann auch schnell egal. Sie sind einfach hier, ich bin auch hier auf der einsamsten Insel im Pazifik und stehe einem Rätsel der Menschheitsgeschichte gegenüber, das vermutlich nie gelöst werden wird. Ich stelle mir gerade vor, das ist die Schnittstelle zum Universum und die Moai sind die ewigen Türsteher des Jenseits. Dieser Theorie wird vermutlich niemand ernsthaft zustimmen, aber auch das ist mir egal. Es gefällt mir!

8. November 2022 - Ahu Akivi und ein weiter Weg auf den Maunga Terevaka

Zunächst organisiere ich mir zwei Touren für Morgen und Übermorgen, dann mache ich mich auf zum Maunga Terevaka, dem höchsten Punkt der Insel. Dabei hoffe ich, dass ich ohne Guide zu den Ahu Akivi Statuen komme, die unmittelbar auf dem Weg liegen. Der Weg zieht sich zunächst einige Kilometer entlang der Straße und ist bis auf die Eindrücke, wie die Insulaner hier leben, eher wenig eindrucksvoll. Ich erreiche nach gut einer Stunde den Eingang zum Nationalpark und die freundliche Dame im Wachhäuschen zeigt mir, wo es zum Wanderweg auf den Berg geht. Nun ja, ich muss an den Statuen vorbei, so hatte ich mir das gedacht. Ich bin erneut sehr beeindruckt von den Figuren und wie schön, dass keine Menschen hier sind. Auf einer kleinen Bank setze ich mich nieder und lasse mich von den riesigen Moai faszinieren. Ich kann das immer noch nicht ganz fassen, hier zu sein. Seit ich einst vom Fernweh infiziert wurde kenne ich diese Moai nur von Bildern. In jüngeren Jahren habe ich es für unmöglich gehalten, diese Insel jemals zu erreichen, obwohl ich 1984 schon das erste Mal in Lateinamerika war. Und jetzt sitze ich hier und komme aus dem Staunen nicht mehr raus.

Ich gehe jetzt auf den Berg hinauf, um die Eindrücke etwas sacken zu lassen. Allerdings wird der Weg deutlich länger als geplant. Es ist weit bis man die Wiesen des Gipfels erreicht und eine wunderbare Aussicht über die Insel, Hanga Roa bis hin zum Vulkan Rano Kau hat. Seit zwei Stunden wandere ich alleine und oben angekommen treffe ich vier Reiter, die den Aufstieg auf dem Pferderücken gemacht haben. Es wird windig und kühl, ich denke, es ist Zeit für den Rückweg, zumal ich ja von Ahu Akivi noch bis ins Dorf hinunter muss. Es geht sehr flott bergab, in gut fünfzig Minuten erreiche ich die Moai und ich drehe noch eine Runde um die sieben Steinfiguren.

Zufällig komme ich mit einem netten Local Guide ins Gespräch während seine Gäste einige Filmaufnahmen machen. Wir unterhalten uns angeregt über Sprache und dass er als waschechter Rapanui alle anderen Polynesier verstehen kann, von den Māori in Neuseeland über die französisch akzentuierten Tahitianer, die Hawaiianer bis nach Rapa Nui. Dann macht er mir die Akzente am Beispiel des Wortes Tangata, was Mann bedeutet, vor. Damit, dass ich eine lange Berlin-Historie habe, kann ich ihn im Gegenzug begeistern. Er war schon einmal dort. Ich muss ihm die Geschichte der Nacht des Mauerfalls erzählen, die sich heute fast auf den Tag zum 33. Male jährt, und das Foto zeigen, als ich vermutlich als erster das Brandenburger Tor durchschritten habe. Was für ein freundlicher und warmherziger Mensch! Wir verabschieden uns mit dem Gruß der Polynesier, eine Faust mit abgespreiztem Daumen und kleinem Finger. Kia tupato... oder so...

Jetzt knapp zwei Stunden zurück nach Hanga Roa, Daumen raus, bestimmt nimmt mich jemand mit. Natürlich! Der Guide. Es wäre gelogen, dass ich darauf nicht spekuliert hätte. Im Auto plaudern wir noch angeregt mit den anderen Gästen - witzigerweise kommen die aus Neuseeland und im Handumdrehen sind wir im Ort. Was für eine tolle Fügung und so habe ich noch den ganzen späten Nachmittag für mich und freue mich gleich aufs Abendessen. Während die Sonne langsam untergeht und die letzten Surfer im Sonnenuntergang ihre Wellen reiten, sitze ich in irgendeiner Hafenbar und bin einfach nur glücklich mit dem Tag und dankbar, dass ich hier sein kann. So ganz begreife ich das immer noch nicht. Sei’s drum.

9. November 2022 - Der schönste Krater und Eierschwimmen

Der kleine Tourbus ist nur halb gefüllt, gut so, dann wird das eine entspannte Tour heute. Wir fahren zunächst nach Ana Kai Tangata, zu den Lavahöhlen am Meer, dann nach Vinapu, wo die große Frage gestellt wird: „Waren die Inkas hier?“. Wir werden diese Frage nicht beantworten und fahren dann zum einzigartigen Krater Rano Kau und der Kult- und Zeremonienstätte Orongo. Doch der Reihe nach...

Die Lavahöhlen sind ein schöner Start der Tour, von hoch oben sehen wir dem klaren, blauen Wasser zu wie es die Jahrhunderttausende alten Basalthöhlen mit seiner Gischt ausfüllt. Schroff und gefährlich scharfkantig ist das Lavagestein, aus dem die ganze Küste, ja die ganze Insel geformt ist. Weiter geht es nach Vinapu, jener Stätte, wo eine der wenigen femininen Moai steht und wo es jene berühmte Steinmauer gibt, die in der gleichen Bauweise wie in Sacsayhuaman (Peru) konstruiert ist. Ihren Ursprung als Architektur der Inkas wollte Thor Heyerdahl seinerzeit beweisen, indem er seine waghalsige, aber erfolgreiche Reise von Südamerika bis auf die Osterinseln antrat. Hier scheiden sich immer noch die Geister, ob Rapa Nui von Polynesien oder von Südamerika besiedelt wurde. Auch wenn genetische und andere Argumente für eine polynesische Besiedlung sprechen, wird immer die Frage bleiben, wie kommt diese Steinmauer in Vinapu hierher? Wer hat sie gebaut. Sie ist einzigartig und definitiv nicht polynesischen Ursprungs.

Die Geschichte der femininen Moai ist spannend, allerdings sind die weiblichen Merkmale der Skulptur nur sehr schwer zu erkennen. Der Guide hilft.

Und jetzt folgt ein Höhepunkt der Reise, der Rano Kau Krater, eine nahezu perfekte Caldera, gefüllt mit Regenwasser, kleinen Vegetationsinseln und südamerikanischem Schilf, wie es am Titicacasee wächst. Auch hier die Frage: Wie ist es hierhergekommen? Ich verlasse die Gruppe und suche mir einen stillen Ort am Calderarand, um dieses unglaubliche Panorama auf mich wirken zu lassen. Blau und Grün dominieren die Flächen von Wasser und Schilfwiesen. Absolut still ruht seit Jahrtausenden dieser mächtige Krater. Am liebsten hätte ich Flügel und würde über ihn hinwegfliegen können. Dieser Anblick ist zu groß für uns kleine Menschen. Die Dimensionen und auch die Sichtbarkeit der potentiellen Gewalt der Natur überfordern meine Wahrnehmung, weshalb ich mich auf die kleinen Dinge besinne. Die, die ich verstehe, ganz im Faust’schen Sinne: "Du gleichst dem Geist, den du begreifst, nicht mir." Ich könnte Stunden hier sitzen, wenn da nicht noch so viele andere spannende Orte auf mich warten würden...

Orongo ist einer dieser spannenden Orte, ein ganz besonderer und auch unser letzter für heute. Hier vollzog sich mit der jährlichen Rückkehr der Manutara (Rußseeschwalben) im September der Vogelmensch-Wettbewerb, die tangata-manu Zeremonie. Die tapfersten Männer schwammen hinüber nach Moto Nui, der kleinen vorgelagerten Insel und warteten dort fünf Tage, um das erste Ei der nistenden Vögel zu finden und in einer Art Stirnband schonend und unversehrt von der kleinen Insel schwimmend ans Festland von Rapa Nui zu bringen. Sie mussten die steile äußere Felswand des Vulkankraters erklimmen und das zerbrechliche Ei den wartenden Richtern in ihren extra dafür errichteten Steinhäusern präsentieren.

Dem Clan des Siegers sicherte das viele Rechte und Privilegien für ein Jahr und zudem hohes Ansehen. Es war ein strategischer Kult, der den oft blutigen Streit der verfeindeten Clans verhindern sollte. Noch viele Einzelheiten ranken sich um den Kult, lest selbst nach unter dem Stichwort Vogelmensch, einfach nur spannend!

10. November 2022 - Moai Manufaktur, Pinguingang und Limettensauce

Ich wache um 7:00 Uhr auf vom Regen, es schüttet aus Kübeln, Tropenregen vom feinsten. Die Luft ist warm und alles im Zimmer ist klamm. Langsam aufstehen und erst einmal Kaffee machen. Um neun Uhr kommt der Tourbus, bis dahin ist der Regen bestimmt vorbei. Heute fahren wir gegen den Uhrzeigersinn um die Insel. Wir sind nur fünf Personen und deshalb recht zeitig unterwegs. Es gibt kein größeres Geschenk als ganz in Ruhe und ohne viele Menschen die Kulturstätten zu entdecken. Der Seewind ist frisch, die Sonne setzt sich langsam durch. Still stehen oder liegen die kolossalen Moai an vielen Orten vor uns. Fast alle bewusst nach vorne umgeworfen, das nimmt die Kraft, oder mutwillig zerstört in den endlosen Zwisten der Stämme auf Rapa Nui. Nein, hier ging es nicht harmonisch zu, man hat sich bis aufs Blut bekämpft, gestritten um Macht, Einfluss, Ressourcen und Territorien. Unser Guide hat Rapa Nui beschrieben als ein Art Experiment, wie sich Populationen verhalten, wenn die Ressourcen zur Neige gehen. Rapa Nui hatte in historischen Zeiten bis zu 6.000 Einwohner und war komplett bewaldet. Das passt nicht zusammen. Und so kam es dann auch, dass irgendwann die Wälder abgeholzt und die paar wilden Tiere - meist Vögel - aufgegessen waren. Was blieb waren die Fische. Gemüse- und Obstanbau waren extrem schwierig, denn das kahlgeschlagene Land war hoffnungslos der Erosion ausgeliefert und die Menschen mussten sich und alles Wertvolle vor den heftigen Seewinden schützen. So baute man aus Lavagestein jede Menge mannshohe Mauern um die wenigen Pflanzen herum, damit überhaupt etwas Essbares wuchs. Kartoffeln, Yams, Ananas, Bananen. Sehr viel mehr hatte man nicht. Hühnerhaltung war die einzige Form der Tierhaltung. Andere größere Tiere als Proteinlieferanten waren unbekannt und es gab sie vor der Invasion der Europäer nicht. Deshalb ist die typische Festkleidung auch oft schmuckvoll aus Hühnerfedern hergestellt.

Die ganze Geschichte der Osterinsel ist überaus facettenreich und komplex. Es gibt so viele ungelöste Rätsel aus der Frühgeschichte der Insel. Woher kamen die ersten Bewohner? Was genau bezweckte der Moai-Kult? Was steht in den wenigen und nicht dechiffrierten Rongorongo-Schriften der „sprechenden Hölzer“? Welche Bedeutung hatten die hölzernen Pektorale Rei-Miro?

Ich bin schon jetzt nicht mehr wirklich aufnahmefähig für Information. Weder für Geschichte noch für Kultur oder Anekdoten. So sehr sich der wirklich coole Guide auch bemüht, ich habe geistigen Annahmeschluss! Ich lasse in Folge die Eindrücke der Moai, Ahu und sonstigen Attraktionen einfach ungefiltert auf mich wirken. Denn nun folgen die aus meiner Sicht eindrucksvollsten Stätten der ganzen Insel: Rano Raraku und Tongariki. Rano Raraku ist die Manufaktur der Moai. Hier wurden sie aus dem Fels gehauen und anschließend an ihre endgültigen Standorte transportiert. Die Herstellung ist heute weitestgehend geklärt, da sehr viele angearbeitete Moai in verschiedenen Herstellungsstadien zurückgeblieben sind, nachdem der Moai-Kult zum Erliegen kam und nicht mehr weiter verfolgt wurde. Was ungeklärt ist, ist die Frage, wie diese Kolosse von bis zu 80 Tonnen Gewicht bewegt wurden. Eine von Archäologen nachgestellte Methode ist ein wackelnder Gang, vergleichbar mit der Bewegung gehender Pinguine. Viele (vermutlich) Männer sicherten damals die stehende Figur mit Seilen und bewegten sie dann schaukelnd und kippend schrittweise vorwärts. Neuzeitliche Berechnungen aus experimentell-archäologischen Versuchen ergaben, dass derartige Transporte bis zu sechs Jahren gedauert haben müssen. Fällt eine Figur um, dann bricht meistens irreparabel das Genick. Einige dieser dann häufig auf dem Rücken liegenden Moai kann man in Rano Raraku sehen. Transportschaden nennt es unser Guide...

Nicht weit vom Schaffensberg der Moai liegt das berühmte Tongariki, der größte Ahu (Plattform) mit fünfzehn Moai, die 1960 vom gigantischen Valdivia Tsunami einfach weggespült wurden. In einem internationalen Restaurationsprojekt wurde alles wieder rekonstruiert. Ein japanisches Kranunternehmen hatte sich in die Moai „verliebt“ und sehr viel Geld und Maschinen für diese Rekonstruktion bereitgestellt. Der Gegenwert war natürlich eine einzigartige Arbeitskulisse für eindrucksvolle Werbefotos und -filme.

Wir verbringen an beiden Orten sehr viel Zeit und lassen das Unfassbare auf uns wirken. Jeder ist fasziniert, sogar unser Guide, auch wenn er schon als Kind auf den Moai herumgeklettert ist und er jede Ecke seiner Heimat kennt. Außer uns ist niemand hier, nur der Wind, die Moai und die weiten Blicke bis zum Rano Raraku. Hier geht die Sonne auf und hier geht die Sonne unter. Ich habe vermutlich einen schönsten Ort der Welt gefunden.

Und dann ist da noch der Nabel der Welt, also die Stelle, wo die Erde beginnt und endet. Te Pito Te Henua heißt er auf Rapanui. Nach der Überlieferung und dem Glauben der Ureinwohner ist dieser stark magnetische kugelförmige Stein in der Lage, der Insel und den Menschen die Energie der verstorbenen Vorfahren zurückzugeben und besitzt darüber hinaus heilende Kräfte. Die vier ihn umgebenden kleineren Steine zeigen exakt in die vier Himmelsrichtungen.

Wir fahren weiter an der schönen blauen Nordküste entlang zu unserem letzten Tagesziel, nach Anakena, oder den Family Moai, wie unser Guide sie nennt. Direkt am wunderschönen, weißen Badestrand neben einem Palmenhain stehen fünf kleinere Moai. Zwar sind sie nicht besonders imposant, aber ihre sehr feinen Strukturen sind eine bemerkenswerte Steinmetzarbeit. Hier entspannen wir uns etwas nach den vielen Eindrücken des Tages, dann endet die wunderbare Tour.

Zurück in Hanga Roa lade ich mich noch in ein polynesisches Restaurant ein zu einem köstlichen Fisch mit einer unglaublich leckeren Limettensauce, wie ich sie noch nie gegessen habe. Und was könnte nach diesem kulinarischen Höhepunkt schöner sein als ein Spaziergang nach Hause im warmen Sonnenuntergang. Das letzte prächtige Licht am Horizont begleitet mich die Promenade hinunter, vorbei an den beiden Moai und entlang des kleinen Hafens, in dem die hölzernen Fischerboote gluckernd in den seichten Wellen schaukeln. Unsere drei Hofhunde haben mich längst aufgespürt und eskortieren mich schweigend die Straße hinauf zu meiner Hütte. Was für ein herrlicher Ort und was für ein herrlicher Tag!

11. November 2022 - Sie tanzen zum Abschied

Es ist Reisetag zurück nach Santiago. Der Besuch auf Rapa Nui war eindeutig zu kurz, ursprünglich hatte ich die doppelte Zeit gebucht, aber so ist das eben wenn Flüge annulliert werden und die alternativen Anschlussflüge ausgebucht sind. Ich berichtete bereits oben im Detail.

Claudio, mein Gastgeber sieht das alles sehr gelassen, gegen Mittag können wir kurz rüberfahren zum Flughafen, es geht eh nur der eine Flieger heute, da bleibt noch Zeit am Vormittag für schöne Sachen. Gestern war bereits unten in unserem Gemeinschaftswohnzimmer emsiges Basteln angesagt, überall lagen schwarze Hühnerfedern, Muscheln und Bast herum. Die Tochter des Hauses hat nämlich heute einen großen Auftritt. Es ist Mahana o Te Re’o, der Tag der Sprache. Ich bin eingeladen zur Tanzveranstaltung im Kulturzentrum in Hanga Roa. Alle Tänzerinnen und Tänzer sind traditionell gekleidet. Die Tänzer sind mit Naturfarben unterschiedlich bemalt. Die Farben gewinnen sie aus örtlichen Vulkangesteinen gemischt mit Wasser. Rot, Gelb und Violett. Etwa vierzig Kids aller Altersstufen tanzen mehrere traditionelle Gruppentänze, für die sie vermutlich lange geprobt haben. Die Musik ist teils live, der laute, kraftvolle Sprechgesang kommt von den Tänzern selbst. Noch vor ein paar Wochen war ich viele Tausend Kilometer weiter westlich übers Wasser in Neuseeland. Dort habe ich die Tänze der Māori gesehen und die Kids hier machen das jetzt genauso. Polynesien ist so groß und so besonders!

Viele Zuschauer sind in die kleine Arena gekommen und ich bin gerührt von der Ernsthaftigkeit der Darsteller und der Wichtigkeit, die das ganze Fest hat. Die Kostüme sind alle unterschiedlich. Weiße und schwarze Federn, Baströcke, Muschelbustiers, wehende Röcke aus Federboas, alles selbst gemacht. Die Jungs sind spärlicher, aber nicht weniger filigran bekleidet mit typischen, polynesischen Tangas aus Palmblättern und Federn. Dann tanzen und singen sie, eine Verabschiedung, die kaum schöner sein kann. Vielleicht komme ich ja mal wieder. Maururu 'iorana!

 

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