🇪🇬 Ägypten
Nicht nur Pyramiden
Im Jahre 1983 sah eine Reise nach Ägypten noch ganz anders aus. Billigflüge gab es nicht wirklich und das Budget war tatsächlich mehr als knapp. Also stellten wir uns an die Autobahn und hielten den Daumen raus. Wir brauchten 24 Stunden bis zur jugoslawischen Grenze, von da ab nahm uns ein kleiner Bus-Konvoi mit, der auf dem Wege nach Afghanistan war, um ein paar Autos zu überführen. Kostete 5 Deutsche Mark und wir waren in Niš, im heutigen Serbien. Hier waren die Züge bezahlbar, und so entschieden wir uns für den nächst besten nach Athen. Das bedeutete weitere 24 Stunden Hitze und unruhiger Schlaf in einem leeren Gepäckwagen. Dann verdiente Pause in Athen, ein paar Besichtigungen, eine Choleraimpfung und nach drei Tagen kam dann das Schiff nach Haifa in Israel.
Die zwei Tage auf See waren relativ erlebnislos, ein kurzer Landgang auf Zypern und eine abendliche Ankunft in Haifa. Der Hafen war so schlecht organisiert, dass wir ohne jegliche Kontrolle ins Freie gelangten. Zeit gespart und so erreichten wir in derselben Nacht noch Tel Aviv und da wir für Hotels kein Geld hatten, legten wir uns kurzerhand in den Meir-Park. Die Holzbänke waren nicht sonderlich bequem, aber dafür wähnten wir uns in guter Gesellschaft mit ein paar Obdachlosen. Nach Jerusalem war es nun nicht mehr so weit, eine Jugendherberge bot uns eine komfortable Unterkunft und die Stadt begeisterte uns zwei Tage lang. Zurück in Tel Aviv organisierten wir einen Bus nach Kairo. Das war alles hochdubios und kompliziert, aber es klappte und wir konnten uns um den maßlosen Zwangsumtausch in Ägypten drücken. Gazastreifen war ein krasses Erlebnis. Grenzchaos und wir pfuschten uns in einen anderen Bus und tarnten uns in einer Reisegruppe, das ging schneller.
Und dann widmeten wir uns für ein paar Wochen Ägypten. Es war August und nicht so viel los, dafür erlebten wir Temperaturen bis 40° C. Wir ließen uns von den Pyramiden und der Sphinx beeindrucken, reisten in heißen Nachtzügen den Nil entlang, wandelten mutterseelenallein durch die Tempel von Luxor und Karnak. Ins Tal der Könige radelten wir dann durch die Wüste, ich glaube zu dieser Zeit müssen wir schon einen Sonnenstich gehabt haben, anders kann ich mir das nicht vorstellen :-) Die Memnonkolosse hießen uns willkommen, der Hatchepsut Palast war überwältigend, im Ramsesgrab war es gespenstisch so ganz alleine mit ein paar Mumien, und Tutanchamuns Grab ist vergleichbar mit einer Zweizimmerwohnung, größer ist es tatsächlich nicht. Es gab keine anderen Touristen, kein elektrisches Licht in den tiefen Gräbern, keine aufdringlichen Guides und wenn man gerade keinem begegnet, will auch keiner Eintritt haben. So war das noch im Jahre 1983.
Zum Abschluss noch ein Abstecher ans Rote Meer, nach El Hurghada, einem verschlafenen Nest, wo es fast keine Hotels gibt. Der Strand wie leergefegt, am Ende der Promenade wurde gerade das erste Hotel gebaut, ich glaube es war das Sheraton. Der Anfang vom Ende. Wir fuhren mit ein paar Einheimischen durch die leere Bucht zum Schnorcheln ins Riff. Ich habe noch nie eine so bunte und vielfältige Unterwasserwelt gesehen. Leider machte uns eine heftige Krankheit den Garaus, was einen ganzen kostbaren Tag kostete, bis es wieder einigermaßen ging. Und dann mussten wir auch schon wieder zurück nach Kairo. Wir buchten zwei Flugtickets nach Athen bei einem dubiosen Reiseagenten, der irgendwie den Zwangsumtausch umgehen konnte. Am Ende war klar, der hat einfach Bankbelege gefälscht und sein Buddy arbeitete bei Egypt Air, so geht das. Uns sollte es recht sein, den regulären Preis hätten wir eh nicht bezahlen können, es ersparte uns den langen Rückweg über Israel. Camping in Griechenland und eine Rückfahrt mit einer deutschen Jugendgruppe organisiert, manchmal muss man auch Glück haben. Es war ganz schön spannend!
Siebenundzwanzig Jahre später besuchte ich noch einmal Ägypten, diesmal aber nur den Sinai für einen Kurzurlaub. Wir mussten vom Stress runterkommen und hatten keine kulturellen Aktivitäten geplant. Einzige Ausnahme war das Katharinenkloster, ein ganz besonderer Ort mitten auf dem Sinai. Weltkulturerbe und im Kloster wächst ein Ginsterbusch, der ein Sprössling des brennenden Dornenbusches sein soll.