🇧🇹 Bhutan

Land des Glücks im Himalaya

Der kleine Staat im Himalaya, der nur zwei Landesgrenzen hat, eine mit Tibet im Norden und eine mit Indien im Süden, ist ein außergewöhnlich schönes und spannendes Reiseziel. Der übliche Individualtourismus ist hier nicht möglich. Es dürfen nur staatlich zugelassene Unterkünfte gebucht werden und außerhalb der beiden Städte Thimphu und Paro ist ein Guide Pflicht. Ebenso bei der Einreise auf dem Landweg. Begründet werden diese Regeln damit, dass alle Gäste das schönste und Beste von Bhutan sehen und erleben sollen. Das heißt vereinfacht, eine Buchung über ein offizielles Reisebüro ist die einzige realistische Variante. Hierbei kann man die Route durchaus selbst bestimmen, aber um einen Guide und einen Fahrer mit Wagen wird man nicht herumkommen. Für uns ist das zunächst ein Gefühl von Unfreiheit und Gängelei, aber da wir unbedingt Bhutan besuchen wollten, gestalten wir die Reise zusammen mit einem der wenigen offiziellen Reisebüros. Alles wird nach unseren Wünschen zusammengebaut, sehr gute Empfehlungen und Hinweise machen die endgültige Route äußerst vielversprechend. Alle Visa-Formalitäten übernimmt die Agentur selbstverständlich, die Tagespauschale ist in 2012 ca. USD 250 pro Tag und Person, all in. Das hört sich viel an, ist aber für die Leistungen mehr als angemessen. Wir haben nie das Gefühl, dass uns etwas vorenthalten wird, es gibt keine Verbote, z.B. mit Menschen zu sprechen oder vom Plan abzuweichen, auch steht der Guide nicht ständig hinter uns. Im Gegenteil wird immer versucht, unsere Wünsche bestmöglich zu erfüllen. Dazu kommt, dass wir als Sprachunkundige schon etwas aufgeschmissen wären, in einem Land, das kaum englische Infrastruktur hat. Hier ist wenig lesbar und ausreichend Englisch sprechen nur sehr wenige Menschen.

Die Reise im Land selbst bringt uns einer sehr glaubensgeprägten Gesellschaft nahe mit unglaublich freundlichen Menschen. Das Wohlergehen des Landes wird alljährlich in einer Art Glücksindex gemessen, ein wirtschaftliches Bruttosozialprodukt, wie wir es kennen, ist hier nachrangig. Wir besuchen die Painting School, in der alle traditionellen Kunsthandwerke gelehrt werden und ungezählte Klöster, dessen historische und religiöse Hintergründe unser cooler Guide alle parat hat. Allerdings sind wir irgendwann mit den Zusammenhängen völlig überfordert. Topografisch ist alles vom Himalaya dominiert, das bedeutet sehr hohe Berge, tiefe Täler und weite Wege von Ort zu Ort. Pässe oder gar Tunnel sind hier kaum realisierbar. Auch die Straßen sind für europäische Verhältnisse abenteuerlich. Leider fehlt es unserem sehr jungen Fahrer das ein oder andere Mal an der nötigen Erfahrung. Unterwegs erfahren wir, dass es seine erste Tour ist. Ich steige mehr als einmal aus, als der Wagen auf Gebirgsstraßen gewendet wird. Affront oder nicht, das ist mir egal.

Meine persönlichen Highlights sind die Besuche in Gangtey und Bhumtang. Eine traumhafte Landschaft und Kultur. Gangtey wird auch die Schweiz Bhutans genannt und dort sind wir bei einer Familie zu einem traditionellen Bad und anschließend zum Essen eingeladen. Ein sehr spezielles kulturelles und kulinarisches Erlebnis. Zunächst baden wir in einem Kräuterbad, das mit glutheißen Steinen im Wasser geheizt wird. Danach beim Essen werden wir traditionell alleine in einem Zimmer mit tollen Speisen bewirtet, weil man uns nicht mit Gesprächen stören möchte. Sobald unser Mahl zu Ende ist, verabschieden wir uns, weil man den Gastgeber nicht länger beanspruchen möchte. So ist das hier. Ach so, und Chili ist hier kein Gewürz, es ist Gemüse!

Bhutan, ein schönes und besonderes Land mit tollen Menschen, nichts für Konsumtouristen.