Dramatische Landschaften und buddhistische Klöster im alten Königreich

🇮🇳 Sikkim सिक्किम / འབྲས་ལྗོངས་

Sikkim ist nicht Indien. Ja, formal und völkerrechtlich gehört es zu Indien, auch wenn man ein spezielles Visum benötigt, aber ich meine es eher kulturell. Sikkim war einst ein Königreich an der Grenze zu China. Seine strategische Lage bescherte Sikkim seit dem 17. Jahrhundert mehr als eine Zerreißprobe, Besatzungen, Annektionen und protektorische Zustände. Ein Land zwischen den Machtinteressen der Nachbarn und Kolonialstaaten, das zuletzt von Dharmakönig „Chogyal“ regiert wurde, bevor Indien dieses strategisch so wichtige Gebiet 1975 durch eine fingierte Geheimdienstaktion endgültig einnahm und mit einer manipulierten Volksbefragung rechtfertigte. Seit dem nimmt Indien immer mehr Einfluss auf Kultur, Sprache und Religion. „Gepolstert“ durch den südlich liegenden Bundesstaat Darjeeling, ist der Aufprall Sikkims auf das Indien des 21. Jahrhunderts etwas gemildert. Darjeeling ist vergleichsweise immer noch ein reicher Bundesstaat, der u.a. durch den Export von besten Teesorten in die ganze Welt viele Arbeitsplätze schafft und dadurch einen gewissen gesellschaftlichen Wohlstand erreichen konnte. Das hat sich auch nach dem weitreichenden Rückzug der dominierenden Kolonialmacht Großbritannien nicht geändert. Infolge sind viele der prächtigen Anwesen der Maharadschas aus der aktiven Zeit des Commonwealth in mondäne und wunderschöne Hotels umgewandelt worden. Zwar nicht für jedermann erschwinglich, aber für die solventen Gäste der reichen Welt durchaus ein begehrtes Reiseziel. Auch hier werden einige Arbeitsplätze geschaffen, obgleich die Löhne der Angestellten mehr als dürftig ausfallen.

Wir beginnen unsere Reise in Bagdogra, der Stadt im schmalen Korridor zu Darjeeling und mit Flugverbindung von Delhi. Da unsere Zeit begrenzt ist und wir möglichst viel sehen möchten, haben wir uns für eine feste Route entschieden und dafür auch einen Fahrer mit Auto engagiert. Dann bereisen wir wunderbare Landschaften und Städte, finden viele kleine und große buddhistische Klöster am Wegesrand, deren Besuch jedes Mal ein Eintauchen in eine für uns unbekannte Welt ist und der uns jeden Tag ein Stück reicher werden lässt. Am Abend lassen wir uns mit kulinarischen Erlebnissen in den handverlesenen Hotels verwöhnen. Zunächst in Darjeeling, später dann nach Passieren der Coronation Bridge in Sikkim. Erwähnt seien an dieser Stelle vielleicht die bekannteren Orte unserer Route wie Rumtek, Gangtok, Ravangla, Pelling und Darjeeling.

Und dann sind da noch die Berge, von denen nicht wenige in der 8.000er Liga mitspielen. Nicht ein Tag vergeht ohne die Begleitung der ewig schneebedeckten Gipfel des Himalayas wie Kabru oder Kanchenjunga. Berge unter 3.000 Metern haben hier selten Namen. Angemessene Worte für diese Anblicke zu finden, ist fast unmöglich. Ich denke Demut beschreibt das Gefühl am besten. So endet dieser Teil der Reise nach tausend Eindrücken und Begegnungen in Phuentshoeling, der kleinen Grenzstadt zu Bhutan. Wie verabschieden uns von unserem Fahrer und passieren zu Fuß die Grenze zu Bhutan, wo wir erwartet und äußerst freundlich willkommen geheißen werden.