Das Herz der Seidenstraße
🇺🇿 Usbekistan
Die Vorgeschichte...
Alles begann am 8. März 1991 am Bahnhof Zoo in Berlin. Es war ein überwiegend sonniger Tag im Vorfrühling, und meine anstrengende Uniwoche war – wie jeden Freitag – soeben mit der Physikvorlesung zu Ende gegangen. Wie immer freitags führte mich der schnellste Heimweg die Hardenbergstraße entlang und durch die Unterführung des Bahnhofs Zoo. Dort befand sich damals noch – mitten unter der stählernen Gleisbrücke und im ohrenbetäubenden Lärm der vorbeiratternden Züge – die berühmte Heinrich-Heine-Buchhandlung. Ein winziger, bis unter die Decke mit feinster linker Literatur vollgestopfter Buchladen. Vor der Tür stand stets – aus schierer Platznot – ein Drahtkorb, in dem Bücher zum Schleuderpreis feilgeboten wurden, die drinnen keinen Platz mehr fanden. Obenauf lag an diesem Tag ein Kunst-Reiseführer mit Hochglanzeinband und dem Titel "Sowjetischer Orient". Das Deckblatt zeigte die leuchtend türkisfarbene Kuppel einer Moschee vor blauem Himmel. Die Außenwände der Moschee waren kunstvoll mit islamischen Mosaiken verziert und die umrahmenden Bäume kündigten mit ihren Knospen den nahenden Frühling an. Ich war vollkommen fasziniert von diesem Bild – und vielleicht auch von der Tatsache, dass mir der Begriff "Sowjetischer Orient" irgendwie fremdartig vorkam. Ich wusste damals nicht einmal, dass die Sowjetunion überhaupt irgendeine Berührung zum Orient hatte. Auf der Innenseite des Einbands war mit Bleistift der Preis von 8,- DM notiert. Ich kaufte das Buch, ohne auch nur einen Blick hineingeworfen zu haben. Mein einziger Gedanke – und daran kann ich mich genau erinnern – war: Da möchte ich eines Tages hin!
Samstag, 27. September 2025
Die lange Reise: Frankfurt - Istanbul - Taschkent
Es ist soweit. Der Wecker klingelt um sieben Uhr, ich bin noch ziemlich müde und der Gedanke an die bevorstehende Reise erleichtert mir das Aufstehen nur geringfügig. Gestern war wieder so ein Alles-erledigen-Tag: Ordentlicher Abschluss aller Aufgaben, ein paar Meetings moderieren, bei denen ich zugegebenermaßen nicht mehr ganz bei der Sache war, Reste aus dem Kühlschrank zu einer kreativen Mahlzeit verarbeiten und dann noch die kleine Tasche packen. Ja, richtig, die kleine Tasche. Die Dimensionen sind Handgepäck-konform, das Gewicht ist auf 8 kg begrenzt. Nicht einfach, aber es gelingt mir ohne Schwierigkeiten oder den Verzicht auf liebgewonnene Reiseutensilien. Jetzt steht sie da, gelb und schön. Rucksack wollte ich auf dieser Reise nicht. Zuviel Packerei am Flughafen, denn unverpackt machen die Kofferkünstler vom Baggage-Service nur wieder alles kaputt – es wäre nicht das erste Mal. Also kleine gelbe Tasche.
Mein Plan ist, mit dem Auto in die Nähe des Flughafens Frankfurt zu fahren, es dort einem Parkplatzpächter zu übergeben und mich zum Terminal bringen zu lassen. Das klappt – viel zu gut – denn der üppige Zeitpuffer, den ich mir eingerichtet hatte, wird nicht benötigt. Check-In brauche ich nur mit Handgepäck ja nicht, Security ist leer, Passkontrolle geht per Scan, während die Beamten arbeitslos auf ihren Handys daddeln. Ich bin viel zu früh am Gate. Also suche ich mir eine gemütliche Ecke mit Ausblick und bereite schon einmal den Blog vor.
Unmittelbar vor meinem Fenster auf dem Vorfeld werden gerade die Bugräder eines größeren Fliegers gewechselt. Gemäß AMM immer beide, das vermeidet das gefährliche Shimmy! Weiter hinten am anderen Terminal steht die 16 Uhr-Maschine nach Istanbul. Das ist auch mein erstes Ziel für heute. Schade, die Maschine würde mich schon früher nach Istanbul bringen, wo es vielleicht etwas wärmer ist als hier in Frankfurt. Nun ja, das bunte Treiben jedenfalls lenkt mich ab und vertreibt mir die Zeit, bis es dann endlich soweit ist mich zum Gate zu begeben. Ich packe meinen Krempel zusammen und jetzt geht die Reise richtig los – dieses geliebte Aufbruchsgefühl stellt sich ein – ich bin unterwegs. Next Stop Istanbul!
