🇴🇲 Sultanat Oman

Vorreiter des modernen Islam

Als Sultan Qabus bin Sa'id im Alter von dreißig Jahren seinen Vater gewaltsam aus dem Amt jagte, war der Oman ein unbedeutendes, arabisches Land, das zwar von seinen Erdölverkäufen gut leben konnte, aber dessen kulturelle und gesellschaftliche Entwicklung schlichtweg am Boden lag. Bildung war nicht mehr als eine Fußnote des monoistischen Diktats. So waren unter der Herrschaft des Vaters beispielsweise Bücher und Brillen im Oman quasi verboten oder zumindest nicht erwünscht. Qabus selbst wurde vom Vater zwar eine exzellente Bildung samt Auslandstudium ermöglicht, im Land selbst wurde er nach seiner Rückkehr jedoch kaltgestellt. Den detaillierten Verlauf des Staatsstreiches und die subtilen Einflüsse des britischen Geheimdienstes möge man in der belegten Literatur nachlesen.

Was nach dem Streich folgte war eine vorwärts gerichtete und weltoffene Politik. Innen- wie außenpolitisch vollbrachte Sultan Qabus einen Kraftakt, die Rückstände der väterlichen Herrschaft aufzuholen. Mehr noch, er schaffte Innovationen, die selbst bei den arabischen Nachbarn als zu modern galten und nicht immer auf Zustimmung stießen. So überließ er beispielsweise das Tragen einer Hidschāb den Frauen selbst, sorgte für ein gleichberechtigtes Bildungssystem, förderte Naturschutzprojekte und klassische Musik mit einer eigenen Akademie. Ein ganz besonderes Highlight ist die Erlaubnis überall zelten und campen zu dürfen. Nicht den Touristen, sondern ganz besonders der Jugend soll das das Kennenlernen des Landes ermöglichen, sie sollen es lieben lernen. Uns ist das sehr schnell gelungen!

Mein Eindruck vom Oman ist ein unerwartet positiver – sogar in der Kürze des Aufenthaltes. Die Menschen des Oman sind sehr offen, gastfreundlich und respektvoll. Die Ehrlichkeit ist hierzulande ein sehr hohes Gut. Für uns machte sich das in den Märkten bemerkbar. Beim Verhandeln um den Kauf von hochwertigen Khanjar oder Handschar wurde uns wie selbstverständlich reiner Wein eingeschenkt, welche der berühmten, traditionellen Krummdolche tatsächlich im Oman gefertigt wurden und welche preiswerte Importware aus China waren. Unvorstellbar in anderen Basaren der Welt.

Landschaftlich ist der von uns bereiste Norden des Oman umwerfend schön. Das Hajar-Gebirge und das al-Dschabal al-Achdar mit ihren wilden und schroffen Topografien sind einzigartig. Alles ist Wüste, nur die Gipfel erfreuen sich wenigen Wassers, weshalb es übersetzt auch „Grüner Berg“ heißt. Die schönsten und höchsten Punkte dürfen wegen der Steilheit nur mit Allradfahrzeugen befahren werden. Wir hatten wohlweißlich eines gemietet. In mitten dieser Wildnis liegen zahlreiche Wadis mit blauen, glasklaren Seen und Flüssen, die zu einem Bad einladen. Wohlgemerkt, hier genießen auch Frauen die Möglichkeit, sich den heißen Wüstenstaub von der Haut zu waschen. Dattelpalmen der umliegenden Gärten beschatten das Tal und bieten Picknickplätze, die gerne genutzt werden. Möglich machen das die Afaladsch, Kanäle eines Jahrtausende alten, ausgeklügelten Bewässerungssystems der arabischen Welt, das Wasser gerecht und sinnvoll durch gezielte Kanalisierung verteilt. Oman besitzt das älteste System der Welt und ist UNESCO Weltkulturerbe.

Weiter südlich wird es zunehmend sandiger, an der Küste in Sur kann man als dem letzten Ort noch dem Bau der traditionellen Daus zusehen. Diese Schiffstypen sind Jahrtausende alt und ihre Herkunft ist noch nicht letztendlich geklärt. Hier werden sie noch weitestgehend von Hand gefertigt. Einzigartig.

Und noch eine Besonderheit. Der Omani-Kaffee, aufgebrüht mit Kardamom aus wunderschönen, verzierten Kannen mit viel Zucker. Serviert wird er in hübschen, an Eierbecher erinnernden Gefäßen. Drei Kaffees sind Pflicht, wenn man die Gastfreundschaft annehmen möchte. Eine Ablehnung ist ein Affront. Dazu reicht man die vielleicht besten Datteln der Welt. Ich jedenfalls habe nie bessere Datteln in meinem Leben gegessen als hier! Möglicherweise auch etwas beeinflusst, weil ich mich in diesem Land ganz besonders willkommen geheißen gefühlt habe und es eine unvergessene Reise bleibt.